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Die FR über THE FAN IN THE MIRROR

Michael Jackson überlebt

Thomas Stillbauer, Donnerstag, 14. Februar 2013

Eine irre Performance: In „The Fan in the Mirror“ im Stalburg- Theater schlüpft Benjamin Hille in die Rolle des 2009 verstorbenen Michael Jackson, in die Haut bzw. das Fell von Diana Ross, Michaels Geschwistern, seiner Mutter und seiner Kuscheltiere.

Natürlich hätte es jedem von uns passieren können. Dass wir einem Superstar verfallen, dass wir uns immer tiefer verstricken, dass wir da nicht mehr rauskommen: aus dem Gefühl, Jim Morrison zu sein oder Kurt Cobain, Michael Holm oder Robbie Williams, Margit Sponheimer, James Last, Daniel Küblböck oder alle fünf Bay City Rollers. Manchen von uns ist es ja tatsächlich passiert, in echt, und das war absolut

Auch Benjamin Hille ist es passiert. Hille ist Michael Jackson geworden, jedenfalls teilweise. Bei ihm gestaltet es sich allerdings einigermaßen witzig. Er gastierte jüngst mit seinem Problem solo im Frankfurter Stalburg-Theater. Das Stück heißt „The Fan in the Mirror“ und das erste Wort des Abends: Scheiße!

Michael Jackson (oder seine Reinkarnation) hat sich nämlich beim Tanzen viel zu heftig in den Schritt gefasst. Wir wissen nicht, wie oft der echte Michael Jackson (oder das, was die Chirurgie von ihm übrig gelassen hatte) einen solchen Unfall bei den Proben seiner brutal-erotischen Posen erlitt und wie oft er darob Crap! brüllte oder was der Amerikaner so zu brüllen pflegt vor Schmerz. Sein künstlerisches Gesamtwerk erhält freilich eine ganz neue Note, wenn man weiß, wie schnell so ein Griff danebengehen kann.

Für diese Erkenntnis sei dem Schauspieler Hille gedankt, wie auch für die hübsche Geschichte aus seiner Kindheit, in der er, zwölfjährig, das Jackson-Album „Bad“ geschenkt bekommt. Das weitere Schicksal führt den Jungen 1988 in ein Konzert seines Stars; eine Reihe surrealer Vorfälle schließt sich an. Aber machen wir uns nichts vor: Das Surrealste an der ganzen Angelegenheit ist, dass da ein Künstler mit einem Soloprogramm auftritt, in dessen Verlauf er Michael Jacksons Leben erzählt. Schwarz und weiß geschminkt. Im Stalburg- Theater. Genial. Absurd. Denn wer interessiert sich heute noch für das Leben des Michael Jackson?

Benjamin Hille schlüpft nicht nur in die Rolle des 2009 verstorbenen Kings of Pop, sondern auch in die Haut bzw. das Fell von Diana Ross, Michaels Geschwistern, seiner Mutter und seiner Kuscheltiere. Das hat seine schönsten Momente, wenn er zwischendurch Lieder des Idols in mittlerer Qualität und wechselndem Tempo singt und seinen allerschönsten Moment, als er im Dunkeln philosophiert und dabei eine Disco-Kugel mit der Taschenlampe anstrahlt.

Was das alles soll, ist letztlich egal. Es ist schräg, und es hat ein Happy End, denn: Michael Jackson überlebt! Zumindest diese irrsinnige Performance

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